Den Weg der Berufung gehen
Ihr Lieben, heute möchte ich Euch mal etwas ganz anderes erzählen statt über die neueste Hochzeit zu berichten, die wir begleiten durften. Vielmehr möchte ich meinen heutigen Beitrag allen Interessierten und all jenen widmen, die sich schon länger mit dem Gedanken tragen, (Hochzeits-)Fotograf werden zu wollen. Jedoch nicht so recht wissen, wie und sich deshalb gar nicht erst trauen.
Dieser Beitrag mag sich aber auch an Menschen richten, die nicht unbedingt Fotograf werden wollen, sondern fühlen, etwas tun zu wollen, das sie erfüllt und glücklich macht. Dafür aber noch jemanden brauchen, der ihnen den letzten Stups gibt, um endlich loslegen zu können.
Etwas zurückgeben
Ich komme darauf, heute aus dem Nähkästchen zu plaudern, weil ich letztens durch die Begegnung mit einer Fotografenkollegin dazu inspiriert worden bin. Ich wünschte mir schon so lange für uns ein Familienshooting (als Fotografen geht es uns bei den eigenen Fotos nicht anders als anderen – einer fehlt immer auf den Bildern) und im Zuge dessen traf ich auf eine liebe Kollegin. Wir wollten über unser Shooting sprechen, deshalb rief ich sie an. Doch statt darüber zu sprechen, was ich mir vorstellen würde, tauschten wir uns über mehrere Stunden über unsere geliebten Berufe aus. Sie stellte mir einiges an Fragen, ob es bei uns auch so sei wie bei ihr und so weiter und so fort.
Das brachte mich im Nachhinein dazu, darüber nachzudenken, dass es ganz sicher viele dort draußen gibt mit tausend Fragen im Kopf. Ich fühle seitdem, darüber schreiben zu wollen, wie es bei uns war. Auch weil ich so zutiefst dankbar dafür bin, dass wir diesen Job schon so lange machen dürfen. Im September sind es mittlerweile 13 Jahre, die wir ihn hauptberuflich, in Vollzeit und ohne nebenbei noch einen anderen Job zu bekleiden erfolgreich in der Art gehen dürfen, als dass wir den Weg unseres Herzens gehen und davon auch noch mit Kind und Katze leben können. Ich fühle auch, dass es an der Zeit ist, ruhig mal etwas zurück und an jene weiter zu geben, denen es hoffentlich hilft, sich ebenfalls zu trauen, ihrem Herzen zu folgen.
Dem Herzen folgend
Wer in unserer Biografie gelesen hat, weiß, dass Chris und ich uns nicht vom Kopf her dafür entschieden hatten, als (Hochzeits-)Fotografen zu arbeiten. Vielmehr war es der Ruf meines Herzens, den ich damals vernommen hatte und der mich daran erinnerte, dass ich doch eigentlich immer etwas Kreatives machen wollte.
Mein Beitrag richtet sich also an jene unter Euch, die sich trauen möchten, ihrem Herzen zu folgen. Nicht an diejenigen, die hier ein Patentrezept für erfolgversprechende Vernunftsentscheidungen suchen 😉
Ich war damals zunächst einen völlig anderen Weg gegangen und arbeitete noch in einem Anwaltsbüro. Für die Zeit, die es mir Spaß brachte, war das auch völlig richtig gewesen.
Niemals ist im Leben jemals etwas umsonst. Wir haben immer die Möglichkeit, aus allem, was wir tun oder erleben, etwas zu lernen und für unseren weiteren Weg mitzunehmen.
Nach 11 Jahren Anwaltsbüro kam ich an den Punkt, an dem mir mein Job überhaupt keinen Spaß mehr brachte und ich mich fragte, was ich dort eigentlich tat.
Das war gut so! Denn wenn wir leiden, sind wir viel bereiter, etwas in unserem Leben zu verändern, als wenn die Situation, in der wir stecken, eigentlich ganz angenehm ist.
Herausfinden, was Dich wirklich glücklich macht
Ich musste zunächst einmal herausfinden, was für einen Job ich jetzt tun könne, der mich wirklich glücklich machen würde.
Die Erkenntnis, dass der Job, den ich gelernt hatte, nach 11 Jahren nicht der war, der mich erfüllte, gab mir noch lange keine Antwort darauf, was ich nun tun könne. Ich wusste nur, dass ich als Kind das Malen liebte und deshalb eigentlich vor gehabt hatte, Grafik-Design zu studieren.
Die Fotografie kam mir überhaupt nicht in den Sinn. Daher beschäftigte ich mich intensivst mit der Frage, was ich tun könnte, recherchierte nach allen möglichen Berufen und betete jede Nacht für eine Antwort, weil ich selbst nicht darauf kam, was mir wirklich Spaß bringen würde.
Einige Zeit später bekam ich die Antwort. Der liebe Gott schickte mir einen Traum, in dem ich mich selbst als Fotografin sah. Ich war überglücklich als ich am nächsten Morgen aufwachte, sprang voller Begeisterung aus dem dem Bett, lieh mir eine Kamera und fotografierte darauf los.
Nachdem ich nun wusste, dass ich Fotografin werden wollte, machte ich ziemlich schnell kurzen Prozess. Ich folgte meiner Begeisterung, hing meinen Anwaltsjob an den Nagel und lebte zunächst für ca. 1 Jahr ohne echtes Einkommen, um mich ganz und gar der Fotografie widmen zu können.
Ich möchte an dieser Stelle vorsichtshalber davor warnen, es mir einfach so gleich zu tun. Hört dringend auf Euer eigenes Gefühl! Meldet sich Angst bei dem Gedanken, es so machen zu wollen, wie ich es tat?
Nur weil ich diesen Weg so radikal gegangen bin, muss es für Euch noch lange nicht richtig sein. Man kann sein Leben auch in kleineren Schritten verändern. So z.B. wenn ihr Euren Brotjob auf halbtags reduziert und Euch langsam zunächst nebenbei Euren Traumjob aufbaut.
Für mich und meinen Lebensweg war es absolut richtig, es auf diese Weise zu tun. Ich bin ein sehr leidenschaftlicher Mensch und ich habe viel auf meinem Weg für mich gelernt.
Die Erfahrung, die ich in dieser Zeit machte, war für mich von unschätzbarem Wert. Denn ich erfuhr für mich, dass ich ohne Anstellung und folglich ohne Geld, nur mit meiner Kamera an der Frau, so unglaublich viel glücklicher war als je zuvor.
Geld kann Dir kein Glück erkaufen
In meinem Job beim Anwalt, den ich zuletzt in Hamburg ausübte, hatte ich ein so riesen Gehalt für so wenig, das ich dafür tun musste. Ich konnte mir jeden Monat so viel kaufen. Doch genau das war es, worum es ging. Ich versuchte mich glücklich zu kaufen. Und für das kurze Glücksgefühl, das man hat, wenn man sich etwas schönes kauft, funktionierte es auch. Doch, wenn man beginnt, ehrlich zu sich selbst zu sein, weiß man und spürt es auch, dass man mit Geld und den Dingen, die man sich dafür kaufen kann, zwar seine Bude oder seinen Schrank füllen kann, doch das Herz bleibt leer.
Meine Erfahrung, die ich nun machte, war das genaue Gegenteil davon. Ich hatte zunächst kein Einkommen mehr, dafür aber etwas, von dem ich erfuhr, dass es mich unglaublich glücklich macht. Und zwar nicht im materiellen Sinne, sondern es erfüllte mein Herz mit einer solchen Freude und Glückseligkeit, die ich zuvor noch nie gespürt hatte. Das war unbeschreiblich. Und so wichtig.
Mut wird immer belohnt
Sich auf den Weg seines Herzens zu machen, den Weg, der uns zu unserem wahren Selbst führt, erfordert Mut. Denn es bedeutet nicht, dass plötzlich alles nur noch toll ist. Das Leben bleibt ein Abenteuer mit Höhen und mit Tiefen. Machen wir uns auf, unser wahres Glück zu finden, bedeutet es ebenfalls, immer mal wieder an seine Grenzen zu kommen und Hindernisse zu überwinden, die nicht unbedingt einfach sind.
Aber es lohnt sich. Das verspreche ich Euch! Wer den Mut hat, sich aufzumachen, wird auch dafür belohnt. Und zwar mit den Dingen, von dem Euer Herz ganz genau weiß, dass es das ist, wonach ihr Euch wirklich sehnt und nicht die Dinge, von denen unser Kopf meint, sie könnten uns glücklich machen.
Einen sehr guten Vorgeschmack von diesem Glück bekam ich in dieser Zeit des Anfangs und das war absolut so gewollt. Denn ich sollte dieses Gefühl in meinem Herzen tragen, damit ich wusste, wofür es sich zu kämpfen lohnt.
Wo anfangen?
Ich wusste jetzt, was ich wollte, doch wo sollte ich anfangen?
Wenn man den Weg nicht kennt, ist es gut, sich nicht mit dem „Wie“ oder „Wo“ aufzuhalten, sondern einfach mal loszugehen. Der Weg entsteht beim Gehen, wie es so schön heißt.
Also bin ich los. Habe ganz vielen Menschen von meinem Traum, Fotografin werden zu wollen, erzählt und an viele Türen geklopft, die mir auch geöffnet wurden. Welche ich nach kurzer Zeit des Einblicks jedoch wieder schloss.
Es ist unbedingt wichtig in Bewegung zu kommen, da man so die größte Chance hat, für sich selbst herauszufinden, welcher Weg der richtige für einen ist.
Auf das eigene Gefühl hören
Ganz besonders wichtig dabei ist, dass ihr immer wieder in Euch hinein spürt und darauf hört, was Eure innere Stimme Euch sagt. Damit ihr bei Euch bleibt und die für Euch richtige Entscheidung treffen könnt.
Ich hatte lange Zeit geglaubt, ich müsse eine klassische Fotografenausbildung machen, da es zu der Zeit, als ich meinen Weg begonnen hatte, noch immer völlig normal war, dies zu tun. Im Gehen aber, auf der Suche nach dem richtigen Weg, habe ich erkannt, dass das Leben einen ganz anderen Weg für mich vorgesehen hatte. Um dies jedoch für mich zu erkennen, war es wichtig, all diese Türen, von denen ich dachte, dass es meine wären, erst einmal zu öffnen und zu durchschreiten, um dabei herauszufinden, dass sie es doch nicht waren.
Und dies, obwohl es nicht irgendwelche Türen waren. Mir wurden in der Zeit des Anfangs wirklich große und sehr interessante Türen geöffnet, die allesamt ein riesen Kompliment für mich bedeuteten.
Das Leben geht manchmal verrückte Wege
Genau das aber war das Spannende an der Geschichte. Das Geschenk, das mir das Leben in dem Moment machte, waren nicht die vermeintlich großen Chancen, die sich da plötzlich in dieser Vielzahl für mich auftaten.
Das Geschenk war vielmehr, dass ich lernen durfte, dem Leben und meiner inneren Führung zu vertrauen, statt nur dem zu glauben, was unmittelbar vor mir lag. Auch wenn es sich dabei rein von außen betrachtet um angebliche riesen Chancen handelte.
Wissen, warum wir unseren Weg gehen
Ganz besonders wichtig ist es, sein „Warum“, also den Grund zu kennen, warum man seinen Weg gehen will und was es dann ist, was man wirklich tun möchte.
Als ich wusste, dass ich Fotografin werden wollte und bereits das erste Jahr hinter mir hatte. Da musste ich zunächst aus finanziellen Gründen wieder zurück zum Anwalt. Doch bei dieser neuen Stelle war an einem Tag auf der Arbeit etwas ganz entscheidendes passiert. Es gab eine Situation, die für mich so unglaublich furchtbar war, dass ich am Abend weinend bei mir zuhause auf dem Boden saß und mir wünschte, etwas Gutes in die Welt bringen zu können.
Ich stolperte an diesem Tag über eine Akte, in der es darum ging, Schulden einzutreiben. Der Mensch, der das Geld schuldete, war krank, was er auf die Mahnbriefe, die er bekam, äußerte. Er schrieb unser Büro an und bat darum, ihm keine bösen Briefe mehr zu schreiben, weil er sterbenskrank sei und ihm nicht mehr viel Zeit zu leben blieb. So gerne würde er seine Schulden bezahlen, doch aufgrund seiner Erkrankung war es ihm nicht möglich. Er flehte, ihm zu verzeihen und ihn seine noch verbleibende Zeit in Frieden mit seinen Lieben verbringen zu lassen.
Leider wurde ihm nicht geglaubt und auch nicht überprüft, ob er die Wahrheit sagte. Stattdessen wurde fleißig weiter gemahnt. Das Letzte, das ich zu lesen bekam, war seine Todesanzeige.
Ich war so schockiert und hätte mich beinahe übergeben. Ich rannte zur Toilette und bekam kaum noch Luft.
Zuhause fühlte ich von ganz tief unten das Bedürfnis in mir, kein Rad mehr in diesem System sein zu wollen und wünschte mir so sehr, etwas tun zu können, das anderen Menschen Freude bringt.
An diesem Abend war für mich klar, ich könne nie wieder in meinem Lehrberuf arbeiten und kündigte erneut.
Was dann alles geschah, würde hier den Rahmen sprengen. Doch dieses unbedingte Gefühl im Inneren in dieser Intensität zu spüren, wie ich es an diesem Abend fühlte, ließ mich durch einige Täler wandern, immer mit der absoluten Überzeugung in meinem Herzen, dass ich wusste, wofür ich es tat.
Dem Fluss des Lebens vertrauen
Wenn wir beginnen, dem Fluss des Lebens zu vertrauen und mit ihm zu schwimmen, werden uns so viele wunderbare Geschenke zuteil, von denen wir vorher gar nicht zu träumen gewagt hätten.
Das Schöne daran ist, dass das Leben selbst, Euer Herz, der liebe Gott, das Universum, Eure Seele oder wie auch immer ihr dazu sagen möchtet, so oft viel besser weiß, was das richtige für uns ist. Einfach deshalb, weil wir uns durch all die tausend Dinge um uns herum viel zu leicht verführen und von unserem wahren Weg wieder abbringen lassen.
Aber hey, kein Thema. Wenn es so ist, bedeutet dies auch wieder nur, dass wir noch etwas zu lernen hatten.
Das Leben ist ja eine einzige Lernaufgabe und sich auf seinen eigenen Weg zu machen bedeutet persönliches Wachstum. Und das ist wunderbar. Das können wir Euch versprechen! 🙂
Ich hoffe, mein heutiger Beitrag ist für den einen oder anderen von Euch hilfreich. Ich würde mich sehr darüber freuen und wenn ihr mögt, lasst es mich gerne wissen oder wenn ihr Fragen habt, hinterlasst mir einen Kommentar oder schreibt mir eine Mail 🙂
Alles Liebe,
Eure Fotografin Tania